Das städtische Stimmvolk hat am 12. März 2023 der Erweiterung der Baumschutzgebiete deutlich zugestimmt. Das Bau- und Umweltdepartement hat die Rechtmässigkeit der Zonenplanänderung bestätigt und den Rekurs abgewiesen. Der Entscheid ist in Rechtskraft erwachsen. Der erweiterte Baumschutz tritt ab dem 1. November 2024 in Kraft.
Im rechtsgültigen Zonenplan der Stadt St.Gallen sind verschiedene Gebiete von einem «Gebiet mit schutzwürdigen Grünflächen mit Baumbestand» überlagert. In diesen sogenannten «Baumschutzgebieten» gilt für das Fällen von Bäumen ab einem Stammumfang von mehr als 80 cm eine Bewilligungspflicht. Betroffen sind schwergewichtig Teile des Rosenbergs, des Bernegghangs bis zu den Mülenen, die städtischen Parkanlagen, die die Altstadt umgebenden Gräben, die Friedhofanlagen sowie weitere Gebiete mit wertvollem Baumbestand.
Am 12. März 2023 haben die stadtsanktgaller Stimmbürgerinnen und Stimmbürger mit 66.1 Prozent einer Erweiterung der Baumschutzgebiete deutlich zugestimmt. Mit der Erweiterung wird das Baumschutzgebiet auf das ganze Baugebiet der Stadt ausgeweitet. Damit kann der Baumschutz gestärkt und die schwer nachvollziehbare Ausscheidung der heutigen Baumschutzgebiete im Zonenplan korrigiert werden.
Aufgrund eines hängigen Rekurses beim Bau- und Umweltdepartement konnte die Erweiterung des Baumschutzgebietes bisher noch nicht angewendet werden. Das Bau- und Umweltdepartement hat nun aber die Rechtmässigkeit der Zonenplanänderung bestätigt und den Rekurs abgewiesen. Da dieser Entscheid unangefochten blieb, kann die Inkraftsetzung der Zonenplanänderung auf den 1. November 2024 erfolgen.
Weitere Auskünfte
Markus Buschor, Stadtrat, Direktion Planung und Bau, Telefon +41 71 224 53 10, markus.buschor@stadt.sg.ch
Wichtiger Hinweis vom NVS
Mit dem gültigen Gesetz haben alle Bürgerinnen und Bürger nun eine Rechtsgrundlage.
Ein Umweg über den NVS ist nicht nötig, jede Person kann direkt tätig werden, sich bei der Stadt melden und Einsprachen bei Fällungen machen.
St.Gallen, 14.11.23
Umweltverbände zur umstrittenen Fällung einer Platane auf dem St.Galler Marktplatz Keine vollendeten Tatsachen schaffen, Denkpause einschalten und Kompromiss suchen.
Für eine Fernwärmeleitung wollen die St.Galler Stadtwerke eine Platane auf dem Marktplatz fällen. Das hat Opposition ausgelöst. Ein erster Fällversuch ist am Montag gescheitert. Der Naturschutzverein Stadt St.Gallen, der WWF und «Grünes Gallustal» rufen den Stadtrat zu einer Denkpause auf. Sie schlagen vor, dass die Fällung des Baums sistiert wird. Die städtischen Baufachleute sollen im Gespräch mit den Baumfachleuten der Verbände einen Kompromiss suchen, der dem gesunden Baum mindestens eine Überlebenschance gibt.
Die St.Galler Stadtwerke sind damit beschäftigt auf dem Marktplatz Gräben für eine Leitung der Fernwärme auszuheben. In dem Zusammenhang soll eine gesunde Platane zwischen den obersten Ständen des ständigen Marktes gefällt werden. Dies, weil die Fernwärmeleitung so nahe am Baum vorbeigeführt wird, dass sein Wurzelwerk irreparablen Schaden nehmen würde. Dies lässt sich gemäss bisherigem Standpunkt der Stadt nicht vermeiden, weil man dem Neubau der neuen Bibliothek mit den Leitungen nicht zu nahe kommen will. Der Baum müsse zudem im Zuge der Marktplatz-Neugestaltung sowieso gefällt werden, heisst es.
Ein Kompromiss ist möglich
Ein Kompromiss scheint für die Umweltverbände möglich. Dafür muss die Leitung minimal vom Baum zur Blumenmarkttreppe verschoben werden. Dies so weit, dass die Baumwurzeln geschützt sind und die Fernwärmeleitung genügend Platz hat. Die Massnahme macht unabhängig davon Sinn, ob der Bibliotheksneubau auf dem Blumenmarkt dereinst kommt oder nicht. Für einen Kompromiss ist der Baumschutz während der Bauphase sicherzustellen.
In Betracht fallen Wurzelvorhänge, Rühlwände oder auch das Kappen einzelner Wurzeln durch Spezialisten. Zudem wäre die Fernwärmeleitung mit einem Betonriegel zu schützen. Für Gespräche und eine Projektanpassung bleibt nach Meinung der Umweltverbände genügend Zeit. Die Grabarbeiten entlang der obersten beiden Stände des ständigen Marktes sollen erst im Januar in Angriff genommen werden.
Voraussetzung für den angestrebten Kompromiss ist allerdings, dass die gesunde Platane diese oder kommende Woche nicht voreilig gefällt wird. Das würde vollendete Tatsachen schaffen. Falls zwingende Gründe dem Erhalt des Baumes entgegenstehen, bliebe immer noch genügend Zeit für eine Fällung vor dem Start der Bauarbeiten.
Grosse Bäume sind «ökologisches Kapital» für die Zukunft
Die vorgesehene Fällung der Platane und weiterer Bäume im Rahmen der Marktplatzentwicklung sind nicht in Stein gemeisselt. Die Planungen sehen im Moment vor, acht Bäume für die Neugestaltung zu fällen. Die Umweltverbände setzen sich dafür ein, dass dies nicht geschieht. Zu diesem Thema hat der Naturschutzverein Stadt St.Gallen und Umgebung (NVS) dem Stadtrat am Montag ein umfangreiches Positionspapier übergeben, in dem die Argumente für den Erhalt all dieser Bäume aufgelistet werden.
Der Erhalt von Bäumen ist den Schutzverbänden ein Anliegen. Dies, weil das Pflanzen junger Bäume an Orten wie dem Marktplatz angesichts der zunehmenden Zahl von Hitzetagen und Trockenheit immer schwieriger und aufwendiger wird. Ersatzpflanzungen benötigen Jahrzehnte, um den gleichen ökologischen Wert und die gleiche Wirkung gegen innerstädtische Hitzeinseln zu entwickeln, die grosse Bäume haben. Deshalb ist es angezeigt, gut zu überlegen, bevor die Motorsäge gestartet wird. Ein wenig Demut vor Bäumen, die älter sind als die meisten unter uns, ist nicht verkehrt.
Auskunftspersonen
Regula Geisser, «Grünes Gallustal», 071 246 60 12 (ab 16 Uhr)
Lukas Indermaur, WWF St.Gallen, 079 757 91 43
Magdalena Fässler, Naturschutzverein Stadt St.Gallen und Umgebung (NVS), 077 436 58 42
Der Stadtrat hat im August 2023 entschieden, dass das in der Mitwirkung vorgestellte Vorprojekt «Neugestaltung Marktplatz und Bohl» weiterbearbeitet wird. In Anbetracht des nun veröffentlichten Mitwirkungsberichts äussert sich der NVS in Form eines Positionspapiers, um auf die Problematik der vorgesehenen Baumsetzungen und Baumfällungen hinzuweisen.
Das ursprünglich angedachte Wettbewerbsprojekt wies mehr und besser gesetzte Bäume beim Marktplatz auf. Mit dem nun gewählten Projekt für Marktplatz und Bohl sollen entlang des Marktplatzes und der Marktgasse acht alte und gesunde Bäume gefällt werden. Dabei handelt es sich zum Teil um sehr alte Bäume. Dies widerspricht vehement dem Bestreben, den Hitzeinseln in der Innenstadt entgegenzuwirken. Die Baumfällungen reduzieren wichtige Schattenplätze. Der Marktplatz ist eine der vielen Hitzeinseln entlang der St. Galler Talsohle, trotz des aktuellen alten Baumbestandes.
Knapp die Hälfte aller Bäume in St. Gallen haben einen Stammumfang von maximal 80 Zentimetern. Der Erhalt des älteren Baumbestands ist deshalb besonders wichtig für die Biodiversität und Klimaanpassung. Die vorgesehenen Ersatzpflanzungen sind aufgrund der anspruchsvollen Bedingungen am Marktplatz und Bohl längerfristig nicht gesichert, wie das Beispiel der degenerierten NVS-Linde im Dreieck Post Brühltor, Waaghaus, Coop sichtbar zeigt. Wie dieser Baum kämpfen auch viele andere innerstädtische Jungbäume gegen Hitze und Trockenheit.
Der NVS stellt die geplante Rodung von gesunden alten Bäumen in Frage, denn Jungbäume ersetzen alte erst nach vielen Jahren, wenn sie in den heissen und trockenen Sommern überhaupt eine Überlebenschance haben. Die Folge sind leere und graue Plätze, denn der Baumkronenverlust ist wahrscheinlich während Jahrzehnten nicht mehr wettzumachen. Wie in Archivfotos zu sehen ist, präsentierte sich der Marktplatz früher wesentlich grüner und einladender.
Aus all diesen Gründen empfiehlt der NVS, die Baumsetzungen und Baumfällungen bei der Erarbeitung des Bauprojekts nochmals zu überdenken.